Die Tiergestützte Psychotherapie nutzt die besondere Verbindung zwischen Mensch und Tier, um Heilungsprozesse anzustoßen und zu unterstützen. Tiere bieten uns eine unverfälschte, nicht wertende Präsenz, die gerade in der Arbeit mit traumatisierten Menschen von unschätzbarem Wert ist. Tiergestützte Psychotherapie kann z.B. Stress reduzieren und zu mehr Ruhe, Gelassenheit und Konzentration beitragen. Sie kann aber auch helfen, sich selbst besser zu spüren, Kontakt und Bindung aufzubauen oder Verantwortung zu übernehmen. Eigene Gefühle, Bedürfnisse und Verhaltensmuster können wahrgenommen, ausgedrückt und/oder reflektiert werden. Ekel und Ängste können überwunden werden. Stärken und Fähigkeiten können neu definiert und entdeckt werden. Darüber hinaus kann die Verbindung zur Natur und zu unseren Mitgeschöpfen erlebt und vertieft werden. Geduld, Achtsamkeit und Empathie werden gefördert.
In meiner Praxis kombiniere ich unter anderem den Ansatz von Somatic Experiencing (SE)® (einer körperorientierten Traumatherapie) mit tiergestützten Interventionen, um eine ganzheitliche und tiefgreifende Therapie anzubieten. Ich arbeite dabei mit unterschiedlichen Tieren / Tierarten, darunter Pferde, Schnecken, Hühner, Kaninchen und Hunde. Dies ermöglicht es, individuelle Bedürfnisse zu berücksichtigen und vielfältige Erfahrungen zu machen. Die Tiergestützte Psychotherapie wird von vielen Klient*innen als extrem bereichernd empfunden. Sie kann aber auch tiefsitzende Themen aktivieren und neue Fragen aufwerfen. Daher ist sie bei mir immer in einen Kontext von Vor- und Nachgespräch(en) eingebettet. Ein Wechsel in ein Setting ohne Tier ist jederzeit möglich, umgekehrt können wir auch gerne von einem Setting ohne Tiere zur Tiergestützten Therapie wechseln. Für die Tiergestützte Therapie, egal mit welchem Tier, müssen Sie keinerlei tierspezifische Vorkenntnisse mitbringen.
Die folgenden Abschnitte geben einen kurzen aber keinesfalls vollständigen Überblick darüber, welche Unterstützung die unterschiedlichen Tiere im therapeutischen Kontext bieten können.
Pferde sind beeindruckende Tiere, die durch ihre Größe und Sensibilität eine starke Wirkung auf Menschen haben. In der Psychotherapie bieten Pferde eine einzigartige Möglichkeit, Vertrauen und Selbstbewusstsein zu stärken. Die Arbeit mit Pferden erfolgt häufig ohne Reiten und konzentriert sich auf die nonverbale Kommunikation. Pferde spiegeln unsere Emotionen und Reaktionen unmittelbar und authentisch wider. Durch den Umgang mit ihnen können wir lernen, unsere eigenen Grenzen und die Grenzen anderer wahrzunehmen und zu respektieren. Durch die Interaktion mit Pferden können tief sitzende Ängste und Blockaden aufgelöst werden, während gleichzeitig ein Gefühl der inneren Stärke und Sicherheit entwickelt wird. Pferde fördern Selbstbewusstsein, stärken das Körpergefühl und unterstützen bei der Verarbeitung von Traumata. Die psychotherapeutische Arbeit mit Pferden ist unter anderem gut geeignet für Menschen, die Schwierigkeiten haben, ihre Gefühle auszudrücken oder klare Grenzen zu setzen. Das besondere Setting in der Natur, unter freiem Himmel und an der frischen Luft kann uns helfen, mehr zur Ruhe zu kommen und zu uns selbst zu entdecken. Daneben kann es sich positiv und stärkend auf unsere Selbstheilungskräfte auswirken. Dasselbe gilt auch für den direkten oder indirekten Kontakt zum Tier.
Bei der Pferdegestützten Arbeit geht es neben kognitivem Verstehen viel um Erleben und Erfahren mit allen Sinnen und auf der Körperebene. Neben der reinen Beobachtung der Pferde im Herdenverband, gehört je nach Fragestellung z.B. Putzen, Streicheln oder Führen des Pferdes durch einen kleinen Parcours zum Programm. Aber auch das Versorgen rund um das Tier kann ein Bestandteil einer Sitzung sein. Das Reiten steht bei meinem Angebot in der Regel nicht im Mittelpunkt, kann aber durchaus Bestandteil der Therapie sein. Praktische Übungen mit dem Pferd werden gemeinsam mit mir reflektiert und ein Transfer der Erkenntnisse in den Alltag wird angestrebt. Pferdegestützte Therapie ist ein sehr individueller Prozess, deshalb schauen wir gemeinsam, was gerade für Ihr Anliegen und für Ihre Situation passt. Und natürlich hat dabei auch das Wohl des Pferdes stets einen hohen Stellenwert. Aufgrund der vielfältigen Einflussfaktoren, kann ich nicht pauschal oder im Vorfeld sagen, was für Übungen gemacht werden oder wie häufig Sitzungen sinnvoll sind. In jedem Fall verbinde ich die pferdegestützte Arbeit mit anderen Verfahren und schaue im Einzelfall, was für Sie gerade am hilfreichsten ist. Wie bei den anderen Tieren, brauchen Sie auch bei der Pferdegestützten Therapie keinerlei spezifische Vorkenntnisse, um von dieser zu profitieren.
Auf den ersten Blick mögen Schnecken ungewöhnliche Therapie-Tiere sein, doch ihre langsame und bedächtige Art kann tief beruhigend wirken. Schnecken laden dazu ein, innezuhalten, zu entschleunigen und den Moment bewusst wahrzunehmen. Sie helfen dabei, Geduld und Achtsamkeit zu entwickeln und bieten eine besondere Möglichkeit, den Fokus auf das Hier und Jetzt zu richten. Für Menschen, die Schwierigkeiten mit Stress und Unruhe haben, können Schnecken ein erstaunlich effektives Hilfsmittel sein, um Ruhe und Gelassenheit zu finden. Besonders in der Traumatherapie, wo es oft darum geht, wieder einen sicheren, langsamen Rhythmus zu finden, können Schnecken eine wertvolle Unterstützung sein. Sie fördern das Bewusstsein für kleine, oft übersehene Details und tragen dazu bei, die eigene Wahrnehmung zu schärfen und zu vertiefen. Schnecken lehren uns, die Dinge in unserem eigenen Tempo zu tun. Die Arbeit mit ihnen ist ideal für Menschen, die unter Stress, Hektik oder einem hohen Leistungsdruck leiden. Auch Kinder mit AD(H)S können von der Arbeit mit den Schnecken profitieren. Sie übernehmen Verantwortung für das ihnen anvertraute Tier und lernen, wie wichtig ein geduldiger und respektvoller Umgang mit ihrem Gegenüber ist. Die Klienten lernen, Stillstand und Nichtstun auszuhalten und den Bedürfnissen anderer mit Wertschätzung zu begegnen.
Kinder und Erwachsene sind oft überrascht, wenn sie hören, welche besonderen Fähigkeiten Schnecken haben. Dass sie z.B. sehr stark sind (sie können ein Vielfaches ihrer eigenen Gewichts anheben), dass sie über eine Messerklinge kriechen können, ohne sich zu verletzen, oder dass sie Trockenzeiten überdauern und ihr eigenes Haus reparieren können. Durch den direkten Kontakt zum Tier bleibt es aber nicht bei einer rein kognitiven Betrachtung, sondern Themen werden direkt erleb- und spürbar - und das macht einen großen Unterschied! So „belohnen“ die Tiere durch ihr Verhalten ruhiges und geduldiges Verhalten, indem sie aus ihrem Haus rauskommen. Umgekehrt ziehen sie sich ganz schnell in dieses zurück, wenn es ihnen zu viel wird. Hier kann man gut ansetzen und zum Beispiel erkunden, was man selber braucht, um sich zu zeigen oder in Kontakt zu gehen oder was einem vielleicht auch Angst macht. Wann werden wir neugierig und strecken unsere Fühler aus? Wann sind wir unsicher? Was würde uns und anderen helfen? ...
Über die Beobachtung und den Kontakt zu den Tieren kann man sehr gut ins Gespräch kommen über wichtige Themen, wie z.B. Stress, (Un-)geduld, Konzentration, Umgang mit Schwächeren, Mobbing, Wertschätzung für Andersartigkeit, Schutz und Sicherheit, Respekt, Bedürfnisse, Stärken und Schwächen.
Ich persönlich arbeite in der Schneckentherapie mit Achatschnecken (Afrikanischen Riesenschnecken). Diese sind relativ groß und beeindruckend. Sie gehören zu den Gehäuseschnecken und sind viel weniger schleimig als oft befürchtet. Ein eventuell vorhandenes Ekelgefühl weicht schnell einer Neugier und Faszination für diese interessanten Tiere. Achatschnecken sind ungiftig, sie machen ruhige Bewegungen und können weder beißen noch stechen. Da sie weder ein Fell noch Federn haben, sind sie auch für Tierhaarallergiker gut geeignet.
In der Therapie setze ich die Tiere auf unterschiedliche Weise ein. Klienten können die Schnecken je nach Fragestellung im Terrarium oder auf einer Glasplatte beobachten oder sie auch auf ihre Hand oder auf ihren Arm kriechen lassen. Sie können in ihrem Tempo Kontakt mit den Tieren aufnehmen und in Beziehung gehen.
Hühner sind neugierige, lebendige Tiere, die einen starken Bezug zur Erde haben. In der therapeutischen Arbeit vermitteln sie ein Gefühl von Erdung und laden uns dazu ein, im Hier und Jetzt anzukommen. Hühner sind sehr soziale Tiere, die uns lehren, wie wichtig Gemeinschaft und Verbundenheit sind. Diese Aspekte sind besonders in der Arbeit mit traumatisierten Menschen von großer Bedeutung, da sie helfen, wieder ein Gefühl von Zugehörigkeit und Sicherheit zu entwickeln. Durch die Beobachtung und Interaktion mit den Hühnern kann auch das Verständnis für soziale Dynamiken und Beziehungen gestärkt und die Entwicklung sozialter Kompetenzen unterstützt werden. Die Pflege der Hühner und der Umgang mit ihnen fördern das Verantwortungsbewusstsein und bieten eine strukturierte Routine, die besonders für Menschen mit Depressionen oder Angststörungen hilfreich sein kann. Gleichzeitig bringen die Hühner eine gewisse Leichtigkeit und Lebensfreude in den therapeutischen Prozess.
Kaninchen sind sanfte, sensible Tiere, die oft eine beruhigende Wirkung auf Menschen haben. In der Tiergestützten Therapie fördern sie die Entwicklung von Vertrauen und Zuneigung. Ihre ruhige Präsenz kann helfen, Ängste zu mindern und ein Gefühl von Geborgenheit zu vermitteln. Durch die Interaktion mit Kaninchen wird der Klient dazu ermutigt, behutsam und respektvoll mit sich selbst und anderen umzugehen. Dies kann besonders für Menschen, die Traumata erlebt haben, heilend wirken, da es ihnen ermöglicht, wieder eine Verbindung zu ihren eigenen Gefühlen und zu ihrer Umwelt aufzubauen. Wenn wir die Kaninchen beim Freilauf oder bei Interaktionen untereinander oder z.B. mit den Hühnern oder dem Hund beobachten, erfahren wir viel über die Bedeutung von Sicherheit. Wir können leicht eine Brücke vom tierischen Nervensystem zu unserem eigenen schlagen und über die Beobachtung der Tiere uns selbst und unsere Reaktionen besser verstehen lernen.
Hunde sind seit langem treue Begleiter des Menschen und bringen in die Tiergestützte Psychotherapie eine besondere Form der Unterstützung ein. Ihre bedingungslose Akzeptanz und ihr intuitives Verständnis für menschliche Emotionen machen Hunde zu wertvollen Partnern im therapeutischen Prozess. Hunde können dabei helfen, soziale Ängste abzubauen, Selbstwertgefühl zu stärken und positive soziale Interaktionen zu fördern. Ihr spielerisches Wesen und ihre Bereitschaft, Zuneigung und Trost zu geben, schaffen eine Atmosphäre von Sicherheit und Geborgenheit. In der Tiergestützten Psychotherapie wirken Hunde oft als Brücke, die den Zugang zu tiefen Emotionen erleichtert. Besonders in schwierigen therapeutischen Prozessen können sie eine wichtige Stütze sein.
Die Tiergestützte Psychotherapie mit unterschiedlichen Tieren / Tierarten bietet eine vielfältige und ganzheitliche Herangehensweise an die Behandlung von Traumata und anderen psychischen Belastungen. Gerade auch die Kombination von Somatic Experiencing (SE)® und tiergestützten Interventionen unterstützt eine tiefgehende, auf den Körper und die Emotionen gerichtete Heilung, die den Menschen in seiner Gesamtheit berücksichtigt.
Jedes Tier bringt seine eigenen, besonderen Qualitäten in den therapeutischen Prozess ein und unterstützt den Klienten dabei, auf seinem Heilungsweg voranzukommen. Die Tiergestützte Therapie ist ein individueller Prozess, bei dem Sie in Ihrem eigenen Tempo wachsen und sich weiterentwickeln können. Die Wahl des jeweiligen Tieres hängt von den persönlichen Bedürfnissen, Wünschen und Zielen der Klientin / des Klienten ab. Aber auch die Tagesform der Tiere wird bei der Auswahl berücksichtigt. Wir schauen immer gemeinsam, welches Tier Sie zum gegebenen Zeitpunkt am besten unterstützen kann.
Bitte lesen Sie sich vor Beginn der Sitzung meine Hinweise zur tiergestützten Arbeit und Haftungsausschluss durch und bestätigen Sie diese mit Ihrer Unterschrift. Ich würde mich freuen, wenn wir gemeinsam eine inspirierende Zeit in der Natur und bei den Tieren erleben können.